Über mich

Hey ihr Lieben! Ich bin Kai und mich schlägt es jetzt für ein Jahr auf die schöne Insel Zanzibar. Damit ihr erfahrt was ich dort so erlebe, habe ich diesen Blog eingerichtet ... ;)

Mittwoch, 18. Juli 2012

ZIFF und die zanzibarische Unabhängigkei


Meine erste Assoziation war ja Siff und Dreck, bedenkt mensch das hier das Z wie ein weiches S gesprochen ist diese Assoziation gar nicht so abwegig. Aber ZIFF bedeutet nichts weiteres als Zanzibar International Film Festival. Nach ich den Eröffnungsfilm gesehen habe, war mir noch nicht so ganz klar, ob ich mir dieses Festival antun würde. Denn der erste richtige Film war zum in die Tonne treten, dem ersten Film, mit anderen Worten den Kurzfilm davor kann ich immer noch zu gute halten, dass er alternativ war. Er war anders, aber auch schlecht, ein programmierter Film inspiriert durch Transformers und Matrix.

Somit sind die Erwartungen noch weiter gesunken. Sie waren schon niedrig und waren danach noch niedriger. Denn normale Filme, die sind noch schlechter als das Vorabendprogramm bei unseren Fernsehsendern. Das sind ja Familiendramen der ersten Klasse und wenn dann eineR weinen muss, dann wird da mit der Kamera drauf gehalten. Nach einer Minute denk ich mir :“ jetzt ist auch aber gut.“ Nach zwei : „jetzt könnt es dann auch langsam aufhören.“ Nach vier verlasse ich den Raum und Schätzungsweise bei fünf bis zehn Minuten hört es auf. Meine Gastfamilie steht auf so was.

Zum Glück wurden meine Vorbehalte am nächsten Tag sofort bei Seite gewischt. Leider habe ich von dem einen Kurzfilm nur die letzten 10 min gesehen, aber die waren echt gut. Es ging über ein Paar aus dem Kosovo, die im Bett lagen und sich gegenseitig ihre Geschichte aus dem Krieg erzählt haben. Sehr gut gelungen.

Danach habe ich mir mit Lotta „Back to Square“angeschaut. Ein wunderbarer Film, 5 Geschichten von 5 verschiedenen Leuten nach der Ägyptischen Revolution. Es war hart mit anzusehen, wie die Menschen immer noch noch für ihre Grundrechte kämpfen und das es nach dem Sturz von Mubarak für manche sogar noch schlimmer geworden ist. Repression durch Polizei, der Schwund der Touristen usw. Bei einer Geschichte hat ein Bruder für die Freilassung seines eigenen Bruder demonstriert, der auf den Tahirplatz festgenommen wurde. Dieser Bruder hat auch weiter demonstriert als mit Schusswaffen auf die Demonstranten geschossen wurde.

Im nach hinein haben Lotta und ich uns gefragt, wie weit wir beim Demonstrieren gehen würden. Wasserwerfer, Tränengas und Pfefferspray klingen Harmlos gegen Gewehre und Panzer. Ich glaube ich wäre nicht bereit für eine Vision/Ziel zu Sterben. Lotta wusste auch nicht wie weit sie gehen würde. Was muss passieren, damit Menschen diesen Schritt gehen?

Ich weiß nicht ob ihr mitekommen habt, dass im Mai hier hier für die Unabhängigkeit Zanzibars demonstriert wurde. Ich war auf Reisen und aus Erzählungen habe ich Erfahren, das wohl zwei Brandsätze auf zwei verschiedene Kirchen geworfen wurde, dass für zwei Tage der Darajani, der Busbahnhof, wo sich die halbe Insel versammelt, am helllichten Tag komplett leer war und das es ein paar Ausschreitungen mit der Polizei gab.
Mein Gastvater meinte zu den ganzen Vorgängen nur: „Wanacheza tu! - Die spielen nur!“ Das manche Zanzibaris die Unabhängigkeit wollen ist nichts neues, aber durch ein paar neue Ereignisse wurde diese Bewegung in letzter Zeit ein bisschen stärker.
Hierfür muss ich jetzt ein bisschen länger ausholen. Zanzibaris und Festländer das ist so wie zwischen HSV und St.Pauli Fans, zu mindestens die Vorbehalte der Zanzibaris.
Früher war alles besser, besonders weil dann noch nicht so viele Festländer auf der Insel gewohnt haben. Mit den Hotels, die seit der Öffnung des eisernen Vorhangs, hier in Zanzibar aus dem Boden sprießen, wuchs auch der Bedarf an Arbeitskräften, die englisch Sprechen. Dieser Bedarf konnte an am eigenen Arbeitsmarkt nicht gedeckt werden, somit kamen auch Menschen aus Kenia und dem Festland, die hier Arbeit suchten und fanden. Mit dem Tourismus kamen immer mehr menschen, die am Boom teilhaben wollten, aber dann keinen Job mehr gefunden haben.
In den Touristenhochburgen wird, wie in jeder anderen großen Stadt oder Touristenhochburg, geklaut. Bevor der Tourismus hier war und bevor so viele Festländer hier wohnten wurde eben kaum geklaut, daraus folgt der Umkehrschluss, dass die Festländer klauen und vor allem wissen sie sich nicht zu benehmen. Letzteres trifft wahrscheinlich zu, denn nicht jeder kommt mit der zanzibarischen Art zurecht. Zurück zum Klauen, wer mir jetzt meine Handys und uns das Solarpanel vom Dach geklaut hat, kann ich nicht sagen. Hätten wir den Dieb geschnappt würde er wahrscheinlich nicht mehr leben, oder zu mindestens im Krankenhaus liegen.
Nach meiner eigenen Meinung ein anderer Grund für die Abneigung gegen Festländer ist, dass viele Festländer teilweise hier in den Hotels für Billiglöhne arbeiten, für die ein Zanzibari keinen Finger krümmen würde, außerdem können die Festländer die dann hier in den Hotels arbeiten Englisch. Viele Zanzibaris können kein Englisch und würden daher nie einen Job im Hotel oder Restaurant finden.
Zu guter letzt gibt es ein paar Strukturprobleme. Nicht ländliche oder städtische Strukturen sondern die vom Staat. Zanzibar ist Teilautonom, aber die Steuern laufen übers Festland.
Das Problem das die Gewerbesteuern ist , dass sie in Local Goods und Commun Goods unterteilt werden. Local Goods Steuern bleiben in der Region und Commun Goods Steuern gehen an alle. Local goods sind zum Beispiel die Steuern die aus den Gewinnen der Bergbauindustrie(Gold, Diamanten, Tanzanit, Kohle und andere) fließen und Commun goods sind zum Beispiel die Erträge des Tourismus. Somit bleibt das Geld, was in Tanganyika(Festland) erwirtschaftet wird auf dem Festland und das Geld vom Tourismus geht an alle. In letzter Zeit haben sie Erdgasvorkommen vor Pemba entdeckt, was natürlich gut Geld in die Kassen spült, aber dieses Erdgas soll halt wieder Commun Good werden. Das finden die Zanzibaris, die für eine Unabhängigkeit sind, nicht gut.

Das sind so die Hauptgründe meiner Meinung und so wie ich es verstanden habe. Ich will keine Unwahrheiten verbreiten, aber so nehme ich es wahr.

Wenn ich hier den Predigten in den Moscheen lausche, merke ich immer wieder, dass ein Muezzin für eine Unabhängigkeit predigt. Unter anderem deswegen und aus der Stimmung für eine Unabhängigkeit würde ich behaupten, dass das Thema noch nicht vom Tisch ist und es jeder Zeit wieder auf brodeln kann.
Zurück zu Ägypten die Frage die sich mir und Lotta gestellt hat ist, warum klappt da die Demonstrationen und hier nicht. Hier geht keiner jeden Tag auf die Straße um für die Unabhängigkeit oder für eine Steuerreform zu demonstrieren. Nach etlichen Überlegungen kamen wir dazu, dass es den Zanzibaris einfach noch zu gut geht. Korruption gibt es hier zwar auch wie Sand am mehr und die Polizei schikaniert hier ab und zu auch mal par Personen, aber grundsätzlich kommst du mit ihnen nur in Konflikt, wenn du wirklich gegen das Gesetz verstoßen hast. Außer wenn du als Weißer hier Auto fährst. Im großen schätzen wir, dass es nicht so viele Repressionen und Eingriffe in die Meinungsfreiheit gibt, wie in Ägypten.

Leider gibt es hier auf der Insel nicht so viele Menschen, die über Reformen nachdenken. Ich glaube nicht, dass eine Unabhängigkeit alle bzw. einige Probleme auf Zanzibar löst. Meiner Meinung nach müsste man sehr viele Staatsstrukturen ändern, eine Steuerreform und Schulreform durchführen.
Am besten wären Demonstrationen, die die Regierung treffen. Zum Beispiel jeden Montag morgen die Einfahrt zum Präsidentenpalast blockieren. Das wäre mal kreativ und auch gewaltfrei.

Darsteller von "We the Party"
Zurück zum ZIFF es gab auch noch andere schöne Filme. Die meisten tanzanischen Porduktionen würde ich sofort in die Tonne werfen, aber überzeugt haben mich: We the Party, ein Film aus den Staaten über die dortige Partykultur der 14-20 Jährigen, ein Kurzfilm über den Kosovokrieg, Dear Mandela, eine Dokumentation über den Slum Contract in Süd Afrika und der Kampf eines Slum gegen diesen, Odd Number, eine Dokumentation über ein Gangmitglied in Cape Town und wie dieser ein guter mensch wird, dann gab es noch einige weitere, wo ich die Namen vergessen hab.

Abends nach den Filmen gab es immer noch Musik. Am Mittwoch und am Samstag sind die Highlights aufgetreten. Einmal Camelion und Diamond. Die Musik war besser als auf dem Zauti za Busara, leider war die Stimmung dafür nicht so gut.

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